Küstenschützer, Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus ganz Schleswig-Holstein haben neben dem Fähranleger in Wyk auf Föhr mit schwerem Gerät Stellung bezogen. Das Ganze erinnert ein wenig an einen Katastrophenfilm. Die Einsatzkräfte tragen weiße Ganzkörperanzüge und legen knallorangene Ölsperren aus. Mitten drin ist Einsatzleiter Karl-August Lorenzen. Der Mann in der neongrünen Warnweste koordiniert den Einsatz der 180 Helfer. Ständig piept sein Funkgerät. Die Kommunikation zwischen den Einheiten ist eine Herausforderung für sich. Von Stress ist bei ihm allerdings keine Spur. "Bestes Wetter für eine Übung - alle sind hochmotiviert", sagt Lorenzen. Nah dran an der Realität
Das Szenario der Übung im nordfriesischen Wattenmeer: ein Schiffsunglück vor der Insel Föhr. Das havarierte Boot verliert Treibstoff, der Wind steht ungünstig und treibt die Ölfahne direkt in den Wyker Hafen. Dort versuchen die Einsatzkräfte, größeren Schaden abzuwenden. Die Arbeit in den Schutzanzügen ist anstrengend: Den Helfern steht der Schweiß auf der Stirn: "Das gehört zur Übung mit dazu, nach zwei Stunden wird dann aber gewechselt", sagt der Einsatzleiter. Die Rettungskräfte saugen währenddessen mit einem sogenannten "Skimmer" das Öl von der Wasseroberfläche - zumindest simulieren sie es. Dann wird das Wasser gefiltert. Das Öl landet in einem Spezialbehälter, ein Großteil des Wassers leiten sie wieder in die Nordsee.
Bereits am Freitagabend sind die ersten Übungsteilnehmer angereist. "Im Ernstfall geht das natürlich nicht", sagt Einsatzleiter Lorenzen. "Dann brauchen wir schon knapp 24 Stunden, bis wir das schwere Gerät auf die Insel geschafft haben."
Plötzlich geht während der laufenden Übung ein Helfer aus einem kleinen Schlauchboot über Bord. "Alles geplant! Nur die Mannschaft vor Ort weiß von nichts", sagt Peter Mause vom Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN). "Mal schauen, welches Rettungsteam auf dem Wasser zuerst reagiert." Das Boot des Technischen Hilfswerks (THW) liegt ganz in der Nähe. Aber niemand rührt sich. Dann rauscht aber ein Motorboot der DLRG heran. Ein Rettungsschwimmer in knallrotem Dress gleitet rücklings in die Fluten und greift sich den Mann, der vermeintlich zu ertrinken droht.
Nur einige Meter weiter am Festland versucht ein weiterer Trupp, vom Öl verschmierte Seevögel einzufangen. Die Einsatzkräfte tragen eine graue Plastikmontur mit übergroßen blauen Handschuhen und Atemschutzmasken. Mit Keschern bewaffnet ziehen sie los: Die Attrappen aus Gummi sind ein leichtes Ziel für die Experten. Sie können alle "Vögel" einfangen, in Kartons mit Luftlöchern packen und verladen.
Seit 2005 finden jedes Jahr Übungen dieser Art statt. Die letzte große Öl-Katastrophe in der Nordsee liegt knapp 18 Jahre zurück: Damals havarierte der Frachter "Pallas". Aus der Nordsee, aus dem Schiffswrack und von den Stränden wurden insgesamt 450 Tonnen Öl aufgenommen - über 16.000 Seevögel starben an den Folgen der Katastrophe.
Seitdem hat das Land Schleswig-Holstein kräftig in den Küstenschutz investiert: Heute kommen Einsatzfahrzeuge im Wert von 1,2 Millionen Euro zum Einsatz. Zum Beispiel der "Tatra" - ein großer Lastwagen mit Kranaufhängung.: 32-Tonnen wiegt der Koloss. "Den gibt es nur dreimal im Norden, in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein", sagt Peter Mause vom LKN stolz.
Zurück bei der Einsatzleitung: Chef-Koordinator Karl-August Lorenzen blickt auf die Uhr und grinst. "Wir sind sogar eine Stunde früher fertig als geplant - heute hat wirklich alles zusammengepasst." In Gedanken ist er bereits bei der Übung im nächsten Jahr.
Ölanlandungen auf Pellworm
PELLWORM. Im Nordfriesischen Wattenmeer sind die Fähre „Peter Pan“ und der Frachter „Moritz“ kollidiert. Hierdurch wurde die Hydraulikanlage der Fähre beschädigt, so dass etwa 10 Tonnen Hydraulikflüssigkeit ausgelaufen sind. Außerdem hat das Frachtschiff dabei zwei Fässer mit Motorenöl verloren. – So stellt sich das Szenario der Übung des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN-SH) auf der Insel Pellworm am 10. Mai dar.
Unter der Leitung des LKN-SH üben etwa 120 Teilnehmer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW), Deutschem Roten Kreuz, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft zu Rettung Schiffbrüchiger ab 8.30 Uhr an mehreren Orten der Insel die Bekämpfung von Öl. Parallel dazu wird mit Schiffen die küstennahe Ölaufnahme geübt. Bei der Übung kann es zeitweilig zu Behinderungen der Schifffahrt kommen.
Auf der Insel wird eine örtliche Einsatzleitung in den Räumen des Amtes Pellworm die Übung koordinieren. Zusätzlich wird ein Bereitstellungsraum auf dem Gelände der örtlichen Feuerwehr eingerichtet. Er dient als zentraler Anlaufpunkt für die Einheiten und Geräte sowie zur Verpflegung der Übungsteilnehmer. Im Süden der Insel ist die Reinigung des Deckwerks geplant. Hier kommen unter anderem Ölsperren, Hochdruckreiniger und spezielle Geräte zur Ölaufnahme vom Wasser zum Einsatz. Auch das Bergen von verölten Vögeln wird geübt. Im Bereich der „Hooger Fähre“ und im Hafen werden Ölsperren ausgebracht.
Im Norderheverstrom wird die Aufnahme von Öl aus dem Meer geübt. Eine mehrere hundert Meter lange, von zwei Booten gezogene, U-förmige Ölsperre soll den fiktiven Ölteppich konzentrieren. Ein dahinter fahrendes Ölauffangschiff nimmt das Öl – in der Übung wird es durch Popcorn ersetzt – dann aus dem Wasser auf.
Für die Ölbekämpung werden zahlreiche spezielle Geräte vorgehalten. Viele haben die fünf deutschen Küstenländer gemeinsam beschafft. Andere hat das Land angeschafft und bei den landeseigenen Ölwehren, beim THW und der Feuerwehr, stationiert. Bei größeren Schadenlagen werden diese Geräte unter der Gesamteinsatzleitung des Havariekommandos in Cuxhaven eingesetzt. In Schleswig-Holstein ist der LKN-SH für Bekämpfung von Schadstoffunfällen auf den Küstengewässern der Nord- und Ostsee, in den Landeshäfen und auf den Seeschifffahrtsstraßen des Landes verantwortlich. Er führt jährlich mehrere Ölwehrübungen durch, damit die beteiligten Behörden, Organisationen und Firmen ihr Gerät erproben, den Umgang damit üben und die Zusammenarbeit untereinander trainieren.
Neuer Geräteanhänger-Ölschaden in Dienst gestellt
Die Freiwillige Feuerwehr Wyk verfügt über einen neuen
Geräteanhänger-Ölschaden für den Umweltschutz. Er dient in erster Linie
der Bekämpfung von ausgelaufenen Betriebsstoffen auf Gewässer. Dieser
wurde bei der Firma Albert Ziegler Feuerschutz GmbH in Rendsburg auf
einem Humbaur-Anhänger Aufgebaut. Beschafft wurde er vom Landesbetrieb
für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, kurz
LKN.
Dieser Ölwehr-Anhänger ist der erste für Schleswig-Holstein gebaute
Prototyp. Schon seit Anfang der 80´er Jahre ist die Wyker Wehr auch
Ölwehr 28 und hierfür vom Land mit spezieller Ausrüstung ausgestattet
worden. Hierzu zählt ebenso das 2006 neu in Dienstgestellte
Mehrzweckboot ?Florian? welches u.a. zum Ausbringen der Ölsperren
benötigt wird. Die Wyker Feuerwehr freut sich
sehr über den neuen Geräteanhänger. Der vorhandene Materialcontainer
bietet schon seit Jahren nicht mehr genügend Stauraum. Wenn dieser zum
Einsatz kam und einzelne dinge daraus gebraucht wurden, war es notwendig
vorher den halben oder ganzen Inhalt auszuladen, um überhaupt heran zu
kommen. Der Neue Anhänger verfügt über eine große nach
hinten aufklappbare Rampe. Die Ölsperren sind fortan auf Rollwagen
verlastet, so dass Sie viel einfacher als früher entnommen werden
können. Sonst brauchte man hierfür Mann power ohne Ende. Nun können
wenige Feuerwehrleute, viel sicherer und schneller das benötigte
Material ausladen. Über das Rückseitige Tor gelangen die Einsatzkräfte
an die Fünf 12m langen Ölsperren, zwei große Auffangbehälter,
Auffangvlies, Schaufel, Besen und Abdeckfolien. Das gesamte Zubehör wird
in Seitlich zugänglichen Geräteräumen gelagert die mit Rolltoren
versehen sind. Zur einen Seite ist der Ölskimmer, mehrere Saugschläuche
und Fliesrollen untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite bieten
zahlreiche Kisten platz für Schutzanzüge, Handschuhe, Leinen, Anker,
Eimer und die Spezielle Pumpe mit Zubehör. Eine Umfeldbeleuchtung gab es
bisher nicht. Jetzt leuchten in der Dunkelheit sechs Halogenstrahler und
eine Innenbeleuchtung die Einsatzstellen aus. Auch über ein eigenes
Blaulicht verfügt der geschlossene Kofferaufbau des Anhängers am Heck.
Er ist ca. 6 Meter Lang und mit Ausrüstung ca. 2,4t schwer. Als
Zugfahrzeug dienen die vorhandenen Löschfahrzeuge oder Gerätewagen.
k
Fachbereich: Ölwehr 28- Wyk
Ölwehren schützen die Umwelt
Mehrere Gerätschaften zur Bekämpfung von Öl-Unfällen auf Gewässer, sind
seit Anfang der Achtzigerjahre vom Landesbetrieb für Küstenschutz,
Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein beschafft worden. Sie
sind im ganzen Land dezentral bei THW und Feuerwehr stationiert, um ein
schnelles eingreifen im Ernstfall zu gewährleisten.
In wyk beispielsweise verfügt man über einen Geräteanhänger-Ölschaden
der 2012 durch eine Ersatzbeschaffung abgelöst wurde und ein
Merzweckboot das unter anderem zum auslegen der Ölsperren benötigt wird.
Dieses Boot wurde 2006 durch ein neues, leistungsstärkeres ersetzt. Das
Mehrzweckboot ?Florian?, dient auch der Rettung von Menschen oder
Tieren im Hafen oder im nahen Küstenbereich. Es ist ein 6 Meter langes
Aluminiumboot mit vorgelagertem Steuerstand. Drei Stauräume bieten platz
für Zubehör, welches so vor Nässe und Schmutz geschützt ist. Zur
Beladung gehöret ein Arbeitsscheinwerfer, Handlampe, Schlepphaken,
Seenotsignale, Rettungsring, Schwimmwesten, Blaulicht, UKW Seefunk, 2m
Band BOS-Funk, Schlepphaken und weiteres Bootstechnisches Zubehör.
Natürlich gehört für die Mobilität ein Bootstrailer, mit dem das
Mehrzeckboot zu Wasser gelassen werden kann dazu. Angetrieben wird es
von einem 75 PS Honda Außenborder. Maximal können acht Personen vom Boot
aufgenommen werden. Die Spezielle Rumpfform bietet eine Hohe
Schwimmstabilität, so das auf der Ebenen und geräumigen Arbeitsplattform
gut im Einsatz gearbeitet werden kann. Hergestellt wurde der Neubau 2006
beim Herstellen ?Feltz Boote? in Hamburg Finkenwerder, die bereits
einige Boote gleichen Typs für die Feuerwehr Hamburg gebaut hat. Auch in Büsum ist ein Boot gleichen Typs stationiert.